Kieferorthopäden heute: Zahnspangen um jeden Preis
Kieferorthopäden müssen sich keine Sorgen über einen Rückgang der Patientenzahlen machen. Weiße und wohl ausgerichtete Zähne werden gern mit einer gehobenen Stellung in der Gesellschaft in Zusammenhang gebracht, aber sie sind mehr als nur ein Statussymbol. Betont werden vielfach Zusammenhänge zwischen Zahnfehlstellungen und vermehrter Karies und Parodontitis sowie Fehlbelastungen der Muskulatur- abgesehen von den ästhetischen Aspekten. Mit diesem Wissen folgen viele Eltern den Empfehlungen ihrer Zahnärzte und stellen ihre Kinder einem Kieferorthopäden vor.
Das Ergebnis: Mehr als 50 Prozent der 10- bis 14- Jährigen tragen eine Zahnspange, wie in verschiedenen Umfragen ermittelt wurde. Das bedeutet für die Eltern eine zusätzliche finanzielle Belastung in Form von 20 bis 50 EUR Zuzahlung pro Monat für eine durchschnittliche Behandlungsdauer von drei Jahren. Insgesamt fallen circa 3.100 EUR Behandlungskosten pro Fall an. Selbstverständlich wird niemand an der Gesundheit seiner Kinder sparen! Bei der Finanzierung kann eine Zahnzusatzversicherung mit Kieferorthopädie helfen, wofür sich immer mehr Eltern angesichts der finanziellen Herausforderung entscheiden.
Verschiedene Studien legen den Finger in eine offene Wunde: Sie offenbaren die Mängel in der Aufklärung über die Notwendigkeit einer kieferorthopädischen Behandlung und die Behandlung an sich. Bevor die Entscheidung für eine Behandlung fällt, gibt es viele Gründe, sich über deren Dringlichkeit zu informieren und verschiedene günstige Lösungen zu suchen.
Nutzen von Zahnspangen & Co häufig nicht überzeugend
Eine Studie der Bertelsmann Stiftung hat Bemerkenswertes zutage gefördert. Nachdem der Zahnarzt das Hinzuziehen eines Kieferorthopäden vorgeschlagen hat, entscheidet jede vierte Familie, dieses auch zu tun. Dabei zeigen sich zu diesem Zeitpunkt oft keinerlei medizinische Probleme mit dem Gebiss. Es war tatsächlich kein vergrößertes Risiko für Karies, Parodontitis oder andere Erkrankungen nachweisbar. Internationale Studien bestätigen diese Tendenz und den Fakt, dass es sich vorrangig um kosmetisch begründete Vorstellungen beim Kieferorthopäden handelt. Trotzdem steigt die Zahl der resultierenden Eingriffe.
Defizite in der Aufklärung von Patienten
Der Großteil der Kinder und Jugendlichen war vor der kieferorthopädischen Behandlung beschwerdefrei. In der nationalen wie internationalen Forschung fehlen Belege dafür, dass Zähne, die nicht gerade gewachsen sind, tatsächlich zu vermehrter Karies oder Parodontitis führen. Gibt es also einen messbaren Nutzen?
In den meisten Studien wird kritisiert, dass es an Ehrlichkeit in der Aufklärung mangelt und in der Regel zu früh, zu lange und mit zu hohen Materialkosten behandelt wird. Umfassende Daten, die den Versorgungsbedarf und die Relation von Kosten zum Nutzen widerspiegeln, sucht man vergeblich. Kritische Stimmen aus den Reihen der Kieferorthopäden haben es schwer, die Defizite offenzulegen.
Neue Richtlinien versprechen Besserung
Verschiedene Gremien und Organisationen wie die Deutsche Gesellschaft für Kieferorthopädie und die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde haben die Ansprüche der gesetzlich Versicherten neu formuliert. In dieser neuen Vereinbarung (Vereinbarung KFO 2016-11-18) werden die Rechte der Patienten gestärkt. Der Anspruch auf zuzahlungsfreie Behandlungen und eine umfassende Aufklärung wird betont. Wählt der Patient Leistungen, die über die der gesetzlichen Krankenversicherung hinausgehen, sorgen transparente Regelungen für die Planung und Kostenkalkulation der Zusatzleistungen für eine größere Rechtssicherheit. Davon profitieren nicht nur die jugendlichen Patienten, sondern auch die Kieferorthopäden.
Nahezu 400.000 Kinder und Jugendliche begeben sich pro Jahr in eine kieferorthopädische Behandlung. Die Kosten werden in Abhängigkeit vom Schweregrad der Zahn- oder Kieferfehlstellung von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, solange die Korrektur im Kindes- oder Jugendalter erfolgt. Ein kassenärztlich zugelassener Kieferorthopäde entscheidet über den Schweregrad. Die Krankenkasse übernimmt ab einer bestimmten Indikation beziehungsweise bei einem Schweregrad drei (KIG 3) die Kosten für eine sogenannte Regelversorgung.
Bei Grad eins und zwei handelt es sich eher um eine leichte Fehlstellung und damit um ein kosmetisches Problem. Eine neue Vereinbarung zur kieferorthopädischen Behandlung bei Kassenpatienten aus dem Jahre 2016 stellt fest, dass die Regelversorgung ausreichend, wirtschaftlich und dem aktuellen Wissensstand entsprechend ist. Ungeachtet dessen erweitern sich durch die kontinuierliche Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten und neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse ständig die Behandlungsmöglichkeiten. Über diese Alternativen und deren Kosten sowie die kostengünstige Regelversorgung muss der Kieferorthopäde aufklären. Der anfallende Mehraufwand, beispielsweise für Spangen oder Brackets aus höherwertigem Material, muss vom Versicherten selbst getragen werden.
Fazit: Wie bewältigt man die Rechnung des Kieferorthopäden
Um die finanzielle Belastung durch die Kosten, die sich auf diese Weise nahezu verdoppeln können, zu senken, kann eine entsprechende Zahnzusatzversicherung für Kinder und Jugendliche von Vorteil sein. Die Zahl der kieferorthopädischen Behandlungen wird sich wahrscheinlich trotz der neuen Vereinbarungen nicht deutlich verringern. Für den Einzelfall lassen sich durch eine umfassende Aufklärung natürlich kostengünstige Behandlungsformen finden. Eine zweite Meinung kann helfen, um sich Klarheit über die Notwendigkeit und die Kosten einer Behandlung zu verschaffen.
8 Gedanken zu “Kieferorthopäden – Sind hohe Eigenanteile Vergangenheit?”
Mir war nicht bewusst, dass so ein hoher Anteil der Kinder eine Zahnspange tragen. Wir beschäftigen uns auch gerade mit dem Thema, da meine Tochter leider eine Zahnfehlstellung hat. Wir sind so froh, dass sich das unser Kieferorthopäde in der Nähe demnächst einmal anschaut. Er bietet auch teilweise Gratiszahnspangen an. Hoffentlich wäre das etwas für meine Tochter.
Vielen Dank für den tollen Beitrag. Sie haben Recht, betont werden vielfach Zusammenhänge zwischen Zahnfehlstellungen und vermehrter Karies und Parodontitis sowie Fehlbelastungen der Muskulatur. Ich denke auch, mit diesem Wissen folgen viele Eltern den Empfehlungen ihrer Zahnärzte und stellen ihre Kinder einem Kieferorthopäden vor. Ich war leider als Kind nicht beim Kieferorthopäden und bin nun wegen mehreren Aspekten unglücklich mit meinem Lächeln. Dies möchte ich in Zukunft nicht mehr sein, weswegen ich gerade einen Kieferorthopäden für Erwachsene in der Nähe von Weyhe suche.
Die Informationen, die Sie hier zum Thema Kieferorthopäde mitteilen, sind sehr übersichtlich. Jetzt sollte ich eine bessere Entscheidung treffen können. Meiner Meinung nach sollte man dies immer auf eine gut informierte Weise tun.
Ich stimme Ihnen zu, dass weiße, gerade und schöne Zähne ein Symbol eines gewissen gesellschaftlichen Standes sind. Daher werden sich Kieferorthopäden wohl nie um die Auftragslage Sorgen machen müssen. Man spart schließlich zuletzt bei der Zahngesundheit seiner Kinder, weshalb so viele auch gut und gerne eine Zahnspange in Erwägung ziehen. Vielen Dank für Ihren Beitrag!
Wie Sie bereits anführen, ist das Berufsfeld der Kieferorthopädie sicherlich von keinem Rückgang der Patientenzahl betroffen. Ein weißes symmetrisches Lächeln ist und wird auch ein Statussymbol in der Gesellschaft bleiben. Daher denke ich, dass vor allem für die Kinder seitens der Eltern gut und gerne auf eine Zahnspange gesetzt wird. Vielen Dank.
Danke für die Infos zu Eigenanteilen bei Kieferorthopäden. Mein Bruder ist Kieferorthopäde. Er bestätigt, dass Patienten wahrheitsgemäß aufgeklärt werden sollten.
Vielen Dank für den interessanten Artikel über Zahnspangen. Ich finde das Thema sehr spannend und habe im Internet auch schon einige gute Seiten gefunden.
Vielen Dank für den Artikel. Ich finde es wichtig, dass die Kieferorthopädie von der Versicherung abgedeckt wird. Schließlich kann eine Zahnspange bei Fehlstellungen so viel Gutes tun.