Sind alle handelsüblichen Medikamente medizinisch notwendig? Ist jede Arznei wirklich ihren Preis wert? Dies sind Fragen, über die sich trefflich streiten ließe. Seit letztem Jahr befasst sich das „Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit“ (iqwig) in Köln mit diesen Themen. Vor allem der Sinn und Unsinn neuer Medikamente wird von diesem unabhängigen Forschungs-Institut eingehend geprüft. Hier steht zur Disposition, ob ein neu auf den Markt kommendes Medikament wirklich einen bedeutenden Mehrwert gegenüber bereits erhältlichen Medikamenten besitzt und ob die entstehenden Kosten gerechtfertigt sind. Dieses Institut ist zweifellos eine wichtige Einrichtung, auch wenn seine Arbeit nicht unumstritten ist. Kritisch sind sowohl Ärzte wie auch Pharmakonzerne und Patientenvertreter.
Neben dem harten ökonomischen Wettbewerb zwischen den Anbietern wird eine Kontrollinstanz, die über die Existenzberechtigung von Medikamenten entscheidet als zusätzliche Belastung empfunden. Zum Teil gab es in der Vergangenheit offene Feindseligkeiten gegen die Vertreter des iqwig.
Da Anbieter die von Ihnen angebotenen Medikamente im Zweifelsfall rechtfertigen müssen, tritt auch jetzt schon der Effekt auf, dass möglicherweise überflüssige Medikamente gar nicht erst auf den deutschen Markt eingeführt werden. Aus Sicht des iqwig Mitarbeiters Jürgen Windeler eine durchaus positive Entwicklung. Die mögliche Kritik, dass so Innovationen im Gesundheitswesen blockiert werden, sieht er nicht.
Nur 3000 Medikamente notwendig
Ein Unternehmen nahm z.B. Abstand von der Distribution eines Medikamentes für Diabetes. Wäre dies – das 37. Medikament zur Behandlung von Diabetes auf dem deutschen Markt – wirklich innovativ, würde sich der Produzent nicht von der Vermarktung abhalten lassen, so Windeler in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau. Insgesamt sieht er vielmehr Bedarf darin, dass auf dem Markt einige Präparate zu viel angeboten werden. Konkret gab er an, dass von den rund 60.000 Medikamenten, die es derzeit auf dem deutschen Markt gibt, lediglich 2000 – 3000 notwendig sind, um, eine gute medizinische Versorgung zu gewährleisten.