Psychische Erkrankungen – Stress am Arbeitsplatz

Psychische Erkrankungen sind in der Summe mit 39,3 % der häufigste Grund für die Anmeldung einer Berufsunfähigkeit. Die Zahl der Krankheitstage wegen psychischer Belastungen steigt Jahr für Jahr. Darunter das Burnout-Syndrom mit einer Steigerung um das 18-fache innerhalb der letzten 8 Jahre.

Viel Stress am Arbeitsplatz

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hat in ihrem kürzlich veröffentlichtem „Stressreport Deutschland 2012“ die Arbeitsbedingungen in Deutschland als stressfördernd herausgestellt. Zwar ist es normal, dass bestimmte Situationen im Berufsleben Stress bedingen, jedoch dürfte dies nicht zu einem dauerhaften Zustand werden oder sogar zu Erkrankungen führen, so die Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen.

Stressfaktoren sind dabei hoher Termin- und Leistungsdruck, ständige Verfügbarkeit durch E-Mail und Telefon sowie Arbeit am Wochenende und an Feiertagen. Der Termin- und Leistungsdruck bedingt die nicht Einhaltung von vorgeschriebenen Ruhezeiten und auch Urlaubszeiten werden nicht mehr so gern genommen. Die zusätzliche Mehrfachbelastung, das so genannte „multi-tasking“ überfordere die Arbeitnehmer zusehends. Aber auch Monotonie gilt als Ursache psychischer Erkrankungen.

Als Folgeerscheinung machen sich stressbedingte Erkrankungen bemerkbar. Häufig werden Rückenschmerzen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Tinnitus und das Burnout-Syndrom benannt. Durchschnittlich dauern psychisch bedingte Krankschreibungen 33 Tage. Das bringt auch die Arbeitgeber in eine Zwangslage und erfordert eine passende Reaktion.

Maßnahmen und Ausflüchte

Laut Gesetz sind Arbeitgeber verpflichtet, sich um die gesundheitlichen Belange ihrer Angestellten zu sorgen bzw. die Arbeitnehmer nicht zu gefährden. Regelmäßige Prüfung der Gefährdung soll in jedem Unternehmen durchgeführt werden. Der DGB stellte aber fest, dass die vorgeschriebenen Analysen der gesundheitlichen Gefährdungen am Arbeitsplatz lediglich von 28 % der Betriebe durchgeführt werden. Prüfungen auf psychische Belastungen werden nur von 9 % der Betriebe berücksichtigt. Hier gilt es nachzubessern, so die Forderung der Bundesarbeitsministerin und der Gewerkschaften.

Arbeitgeber sehen sich jedoch nicht in der Pflicht. Arbeitgeberpräsident Hundt sagte: „Die wesentlichen Ursachen liegen in genetischen und entwicklungsbedingten Faktoren, im familiären Umfeld und im Freizeitverhalten“, Abreitgeber könnten „nicht alles reparieren, was in Einzelfällen in anderen Lebensbereichen schiefläuft“. Zusätzlich wird auf Fehler der Gesundheitspolitik verwiesen, da der Zugriff auf psychotherapeutische Einrichtung und Ärzte oft sehr schwierig gestaltet ist und Patienten nicht selten 3 Monate bis zur Behandlung warten müssten.

Die gesamte Gesellschaft ist gefordert

Vieles von dem zuvor genannten sind Diagnosen einer fortschreitenden Zunahme aber auch einer gesellschaftlichen Akzeptanz psychischer Erkrankungen. Schnelle Lösungen für diese Problematik wird es wohl nicht geben. Dafür sind die einzelnen Erkrankungen wohl zu individuell und die Branchen zu unterschiedlich. Die Arbeitgeber müssen den gesetzlichen Weisungen folgen und sich mehr um ihre Angestellten sorgen. Hier sind klare Definitionen von Erreichbarkeit und Arbeitszeit gefragt. Arbeitnehmer müssen hingegen mehr Eigeninitiative ergreifen und Problematiken schneller ansprechen bzw. für einen besseren Ausgleich der Arbeitszeit sorgen.

Auch die Vorsorge für eine mögliche Berufsunfähigkeit muss weiter vorangetrieben werden. Bis jetzt fehlt es an staatlichen Programmen, wie dem „Pflege-Bahr“ für Berufsunfähigkeitsversicherungen. Hier ist deutlich mehr Eigeninitiative erforderlich.