Mediziner sollen mehr leisten

Nach dem Willen einiger Beratungsagenturen, die sich der Effizienzsteigerung im Gesundheitswesen verschrieben haben, sollen Ärzte und medizinisches Personal in Zukunft mit einer geringeren Personaldichte mehr Patienten versorgen. Neben einem erwarteten Personalmangel im medizinischen Bereich – gerade in ländlichen Gegenden wird in den nächsten zehn Jahren vermutlich jede zweite Praxis leer stehen – kommen einige strukturelle Probleme im Gesundheitswesen. Auf lange Sicht wird die Patientenzufriedenheit auf der Strecke bleiben, auch bei Mitgliedern der privaten Krankenversicherung.

Missstände im Gesundheitswesen sind seit Längerem bekannt, vor allem das sich viele Ärzte zu wenig Zeit für ihre Patienten nehmen würden. Laut einem Bericht der „Welt online“ unterbrechen deutsche Ärzte ihre Patienten nach 18 Sekunden, früher als in allen anderen europäischen Ländern. Dies ist keine Unhöflichkeit, sondern der Überlastung der Ärzte geschuldet: Ein niedergelassener Arzt, der rund 250 Patienten pro Woche betreuen muss, ist verständlicherweise etwas hektisch, hinzu kommen viele Aufgaben für Dokumentation und Korrespondenz mit den Krankenkassen.

Ein weiterer damit zusammenhängender Kritikpunkt ist, dass an vielen Stellen zu viel Wert auf Apparatemedizin gesetzt wird, denn die zum Teil hohen Anschaffungskosten für Gerätschaften müssen refinanziert werden. Auf der Strecke bleibt dabei oft die Zeit und Aufmerksamkeit für die Patienten. Aber es sieht nicht so aus, als ob sich an dieser Situation auf Dauer etwas ändern würde. Zurzeit ist eine stärkere Strukturierung der Abläufe in Arztpraxen und Krankenhäuser geplant, damit eine größere Zahl an Patienten innerhalb kürzerer Zeit betreut werden können. Es bleibt aber zu bezweifeln, ob sich die Zufriedenheit der Patienten mit diesen Entwicklungen verbessern wird.

Private Krankenversicherung auch betroffen

Als privilegiert gelten nach wie vor noch die Versicherten mit privatem Versicherungsschutz. Da Ärzte hier höhere Honorarsätze abrechnen können, ist auch in Zeiten knapper Krankenkassen möglich, dass ein Arzt trotz geringer Zeitressourcen mehr Aufmerksamkeit für einen Patienten aufbringen kann. Aber auch für die private Versicherungswirtschaft gelten die beschriebenen ökonomischen Entwicklungen. So werden an Versicherten der privaten Krankenversicherungen häufig aufwendigere Diagnoseverfahren angewandt. Die entstehenden Kosten fallen durch höhere Beitragssätze auf die Versicherten der privaten Krankenversicherung zurück, da diese Versicherungen auch nur mit den eingenommenen Beiträgen arbeiten können.