Wochenendarbeit, Schichtsysteme und überhöhte Arbeitszeiten – für jeden Vierten ganz normal

Wochenendarbeit und Überstunden sind normalität geworden

Man sollte meinen, dass es Wochenenden gibt, um dem Privatleben und der Regeneration etwas Zeit einzuräumen. Doch immer mehr Deutsche müssen diese Zeit ihrem Arbeitsplatz widmen. Auch in den Nächten zu arbeiten, ist keine Seltenheit mehr. Gesund kann das nicht sein.

Wie unter anderem die Süddeutsche Zeitung berichtete, ist die Zahl der deutschen Arbeitnehmer, die am Wochenende und in den Nächten regelmäßig arbeiten, in den letzten zehn Jahren rasant angestiegen.

Herausgestellt hat sich dies, als die Linksfraktion der Bundesregierung eine Anfrage zu den aktuellen Zahlen stellte. Das Ergebnis: Von 2001 bis 2011 ist die Anzahl der „ständig oder regelmäßig am Wochenende“ Arbeitenden von 6,7 auf 8,9 Millionen gestiegen – das bedeutet einen Anstieg um ca. 33 %.

Auch Nacht- und Schichtarbeit werden immer häufiger

In Schichten zu arbeiten, ist nicht jedermanns Sache. Oft rächt sich der Körper bei diesen regelmäßigen untypischen Arbeitszeiten. Doch vielen bleibt hier überhaupt keine Wahl. Wer es beruflich zu etwas bringen möchte, muss immer mehr Einsatz zeigen und sich auch mit „ungesunden“ Arbeitszeiten arrangieren.

Eine Arbeit zu finden, die weniger kräftezehrend ist, erscheint gerade älteren Arbeitnehmern als ein Ding der Unmöglichkeit. Daher nehmen sie die Anweisungen der Arbeitgeber lieber in Kauf.

Laut der Bundesregierung ist die Zahl derer, die in Schichtsystemen arbeiten, ebenso stark angestiegen. 2001 waren es 4,8 Millionen, 2011 zählte man bereits 6 Millionen. Die Schwerpunkte liegen hier in der Gesundheitsbranche, im sozialen Bereich und im Einzelhandel. Aber auch Maschinen- und Anlagenführer sind vermehrt betroffen.

Regelmäßig zwischen 23 und 6 Uhr arbeiteten im Jahr 2011 rund 3,3 Millionen Deutsche. Diese Zahl wurde zuletzt im Rekordjahr 2008 gemessen. 2004 waren es noch 2,5 Millionen Nachtarbeiter. Das bedeutet auch hier einen Anstieg um ein Drittel.

Warum steigen diese Zahlen dermaßen an?

 

Karl Brenke, Arbeitsmarktexperte des DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsförderung Berlin), sieht viele Gründe für den Anstieg. Unter anderem sagte er gegenüber der Süddeutschen Zeitung: „Leitende Angestellte werden aufgefordert, lange im Büro zu bleiben und am Wochenende einsatzbereit zu sein.“

Weitere Gründe: Geschäfte haben immer längere Öffnungszeiten und Kraftfahrer müssen wegen des harten Wettbewerbs teilweise länger fahren, als es das Gesetz erlaubt.

Gesundheitsexperten machen sich Sorgen

 

„Der Psychostress ist eine tickende Zeitbombe in der Arbeitswelt und muss endlich eingedämmt werden“, forderte nun Jutta Krellmann, Sprecherin für Arbeit und Mitbestimmung der Linkspartei. Eine Anti-Stress-Verordnung und strengere Regeln bei den Einsatzzeiten an Fließbändern wären aus Krellmanns Sicht unbedingt notwendig.

Auch die IG Metall äußerte sich ähnlich kritisch. Doch Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen sieht keinen akuten Handlungsbedarf. Zunächst möchte sie die wissenschaftliche Beurteilung zum Thema „ständige Erreichbarkeit“ abwarten.

Arbeitszeitverstöße – wie hoch ist die Dunkelziffer wirklich?

Überhöhte Arbeitszeiten sind ein weiteres Problem, das nicht unterschätzt werden sollte. 2001 arbeiteten 1,65 Millionen deutsche Arbeitnehmer über 48 Stunden pro Woche. Im Jahr 2011 erhöhte sich diese Zahl auf 1,92 Millionen. Der Anstieg beträgt erschreckende 23 %.

Die Bundesregierung sieht das allerdings nicht als generelles Problem. Nach ihrer Ansicht handelt es sich hierbei „nach wie vor um eine Ausnahme“.

Nach dem Bericht der Süddeutschen sind die Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz seit 2007 um knapp 30 % auf nun 12.424 Fälle angestiegen. Der Staat hat in der Vergangenheit allerdings Kontrollpersonal abgebaut – folglich können weniger Kontrollen stattfinden.

Daher könnte es sein, dass die tatsächliche Anzahl derer, die zu lange Arbeitszeiten tolerieren müssen, sehr viel höher ist.

Die Linksfraktion redet über „alarmierende Zahlen“, die Bundesregierung möchte zunächst noch abwarten.

 

Lässt sich ein kontinuierlicher Anstieg verhindern?

Es ist schwierig, das Ruder an dieser Stelle noch „rumzureißen“. Denn es steckt viel mehr dahinter, als man vielleicht denkt.

Würde zum Beispiel der Supermarkt um die Ecke nur noch bis um 20 anstatt 22 Uhr öffnen, könnten einige Arbeitnehmer Probleme bekommen, nach ihrem Feierabend „noch schnell“ etwas einzukaufen.

Die Deutschen tendieren immer mehr dazu, einen „Rund-um-die-Uhr-Service“ zu verlangen. Alles muss schnell und einfach gehen und eine 24-Stunden-Erreichbarkeit ist ein Service, den wir gerne nutzen. Schließlich haben wir ja selbst alle keine Zeit und außerdem gewöhnt man sich so schnell an die vielfältigen Möglichkeiten. Wer will sie schon missen?

Deshalb helfen hier vermutlich keine einzelnen Maßnahmen, sondern das gesamte System muss durchdacht werden. Unsere derzeitige Lebensweise führt zu einem „Teufelskreis“, dem es bereits jetzt schwierig sein wird, zu entkommen.

Sie selbst können allerdings aktiv werden, indem Sie rechtzeitig vorsorgen und eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Denn falls auch Sie der dauerhaften Belastung irgendwann nicht mehr standhalten können, benötigen Sie eine gute finanzielle Absicherung.

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