Kein Interessenten-Ansturm auf Private Krankenversicherung

Die Unternehmen der privaten Krankenversicherung hatten große Hoffnungen auf die Reformen der Schwarz-Grünen Bundesregierung gesetzt. Seit 2007 müssen Arbeitnehmer, die ein Interesse am Abschluss einer privaten Krankenversicherung haben ein Mindesteinkommen vorweisen, dass die jeweilige Jahresarbeitsentgeltgrenze (JAEG) für drei Jahre in Folge überschreitet. Da diese Regelung vielen Interessenten als eine zu hohe Hürde erscheint, wuchsen die Hoffnungen der privaten Krankenversicherung bezüglich einer Verkürzung der Wartezeit. Diese Hoffnungen wurden mit dem Beginn des Jahres 2011 enttäuscht: Es kam nicht zu dem gewünschten Andrang an Interessenten. Laut eines Berichts des ZDF Nachrichtenmagazins „heute“ erwarten die Unternehmen der privaten Krankenversicherung lediglich 16.000 neue Kunden. Viel weniger als die früheren hohen Erwartungen. Es könnten auch mehr sein, jedoch sind die potenziellen Neukunden überwiegend skeptisch.

Das mögliche Potenzial an Neukunden ist deutlich größer. Derzeit sind in der gesetzlichen Krankenkasse rund 4,5 Millionen ihrer Mitglieder freiwillig versichert. Obwohl sich hinter diesen Zahlen der eine oder andere mögliche Neukunde für die private Krankenversicherung verbergen könnte, scheint die Zielgruppe skeptisch zu sein. Trotz steigender Beiträge in der gesetzlichen Krankenkasse haben sie sich noch nicht zum Wechsel in die PKV durchringen können.

Vorteile und Nachteile der PKV

Viele zögern einerseits, weil sie die kostenlose Familienversicherung der gesetzlichen Krankenkasse zu schätzen wissen. Ehepartner und Kinder bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres bleiben in der gesetzlichen Krankenversicherung, ohne dass weitere Kosten entstehen. Andererseits erscheinen vielen Versicherten die Kostensteigerungen der privaten Krankenversicherung unattraktiv. Auch in der privaten Krankenversicherung kam es in den letzten Jahren zu deutlichen Kostensteigerungen, das liegt unter anderem auch daran, dass viele Ärzte die Versicherten der privaten Krankenversicherung dazu nutzen, um „Durststrecken“ zu überbrücken. Das Honorar für die Behandlung eines Patienten in der privaten Krankenversicherung kann rund doppelt so hoch ausfallen wie für die gleiche Behandlung bei Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung.

Skepsis ist grundsätzlich positiv zu sehen, dennoch sollten Sie einer privaten Krankenversicherung eine Chance geben. Der Wechsel kann sich trotz allem für junge, alleinstehende Personen lohnen. Sie müssen keine Familienangehörige versichern und bei einem guten Gesundheitszustand können die Beiträge für eine private Krankenversicherung mit umfangreichen Leistungen durchaus preiswert sein.

Wichtig ist es jedoch, dass Sie sich vor dem Abschluss auch in Richtung Beitragsstabilität beraten lassen, denn ein vermeintlich unschlagbar preiswertes Angebot kann sich durch einige Beitragserhöhungen schnell zu einem wucherhaften Angebot wandeln. Unabhängige Versicherungsfachleute beraten hier eingehend und beziehen auch die Unternehmensbilanzen mit ein, denn daran erkennt man, ob die Beiträge dieser Versicherung auch auf Dauer günstig bleiben werden.