Der MLP-Gesundheitsreport 2014 – Einblicke in den Istzustand und die Aussichten im Gesundheitswesen

Tiefe Einblicke in das deutsche Gesundheitswesen bringt der MLP-Gesundheitsreport 2014, der Anfang April in Berlin veröffentlicht wurde. Die Umfrage fand zu Beginn des Jahres statt. Befragt wurden 540 Mediziner, darunter niedergelassene und in Krankenhäusern tätige Ärzte und 2100 gesetzlich sowie privat versicherte Bürger.

Schon 2013 erschien eine viel beachtete OECD-Gesundheitsstudie, die aufzeigte, dass Deutschland im Mittelfeld wiederzufinden ist.

Zwar hat – laut der OECD-Studie – Deutschland eine sehr hohe Prozess- und Strukturqualität – also technische und personelle Ressourcen, die sehr gut aufgestellt und ausgelastet sind und durchschnittlich mit der Note 1,6 bewertet wurden, die Ergebnisqualität im deutschen Gesundheitswesen ist jedoch deutlich verbesserungswürdig.
Die Durchschnittsnote 2,9 zeigt u.a., dass es immer noch eine erheblich hohe Anzahl von Todesfällen nach Behandlungen bspw. bei Herzinfarkten oder Schlaganfällen, postoperative Sepsen und Embolien gibt. Die Versorgungsqualität wird mit der Note 2,5 bewertet.
Kurz zusammengefasst besagt die Studie der OECD, dass Deutschland eines der teuersten Gesundheitssysteme weltweit besitzt –  mit nur mittelmäßiger Wirksamkeit.

Der MLP-Report offenbart Kostendruck und Personalprobleme der Ärzte im Krankenhaus

Der herrschende Kostendruck führt dazu, dass schon jetzt 77% der Ärzte die Therapiefreiheit in Gefahr sehen. Besonders im stationären Bereich ist der Anteil besorgten Mediziner mit 79% sehr hoch.

Im Krankenhaus tätige Ärzte befinden die Versorgung derzeit noch als sehr gut. Wie die OECD schon feststellte, sind die deutschen Krankenhäuser mit technischen Mitteln sehr gut ausgestattet. Die Arbeitsbedingungen werden jedoch massiv bemängelt.

Dem Kostendruck ist es zu verdanken, dass immer mehr Stellen gestrichen werden und es zu einem Personalmangel in den Krankenhäusern kommt. Das reduzierte Personal ist entsprechend mehr gefordert und daher ist es nicht verwunderlich, dass die tätigen Ärzte überlastet sind und eine Unvereinbarkeit von Arbeit und Familie unter solchen Arbeitsbedingungen empfinden.
Derartige Aussichten und Bedingungen bringen viele junge Ärzte dazu, einer Karriere in der Klinik möglichst aus dem Weg zu gehen, was wiederum zu Personalmängel und fehlendem Nachwuchs führt.

Plänen, die ambulante Versorgung auch auf Krankenhäuser auszuweiten, stehen die Ärzte sehr skeptisch gegenüber und befürchten eine weitere Überforderung des Personals.
71% glauben, dass die wirtschaftliche Lage in Krankenhäusern sich in den nächsten 10 Jahren deutlich verschlechtern wird. Nur 5% glauben an eine Verbesserung. Schon jetzt sind 82% der Mediziner der Meinung, dass wirtschaftliche Aspekte gegenüber den medizinisch sinnvollen dominieren.

Die Brisanz ist auch bei den Patienten angekommen. Die Betreuung und Pflege während eines stationären Aufenthaltes wird durch das engagierte Auftreten des Pflegepersonals als sehr gut empfunden. Jedoch wird allgemein bemerkt, dass die Ärzte deutlich weniger Zeit für die Patienten mitbringen.

Kostendruck in der Arztpraxis

Erschreckend sind die Aussagen zu den Auswirkungen der Budgetierung im Praxisbetrieb.
Mehr als jeder dritte Patient – 38% – hatte den Eindruck, dass Behandlungen und Medikamente aus Kostengründen vorenthalten wurden. Bei den Medizinern härtet sich der Eindruck. Von den befragten Ärzten gaben 37 % an, aus Kostengründen schon ganz auf eine Behandlung verzichtet zu haben – 6% schon sehr häufig. Ganze 59% gaben an, Behandlungen auf einen anderen Abrechnungszeitraum verschoben zu haben.

Wie sieht die Zukunft der Gesundheitsversorgung in Deutschland aus

Viele Ärzte sind der Meinung, dass immer mehr kleinere Krankenhäuser schließen werden. Die ambulante Versorgung in ländlichen Regionen, aber auch in kleinstädtischen Räumen wird immer dramatischer.
Von den befragten Ärzten sind 64% der Meinung, dass sich die Gesundheitsversorgung sich in den nächsten 10 Jahren verschlechtern wird. Lediglich 9% glauben an eine Verbesserung.

Unterstützt werden die negativen Aussichten durch erwartete Tendenzen hin zu einer gespaltenen Gesellschaft.

Von den befragten Ärzten glauben 84%, dass nicht mehr alle medizinisch notwendigen Leistungen verordnet werden können, 78% sind der Meinung, dass Ärzte deutlich weniger Zeit für ihre Patienten haben werden, 75% sehen deutliche Anzeichen einer Zweiklassenmedizin und 70% sind sich sicher, dass schon mittelfristig das heutige Niveau der Gesundheitsversorgung nicht zu halten ist.

Das wird vor allem der weiteren Kostensteigerung im Gesundheitswesen geschuldet sein. Von den befragten Ärzten und Bürgern sind 60% der Überzeugung, dass die Krankenkassen sich in naher Zukunft weiterhin Leistungen streichen und lediglich auf eine Grundversorgung konzentrieren werden, wobei selbst diese zunehmend teurer werden wird (63%).

Wie lässt die Qualität aufrechterhalten? – Darauf antworteten die Mediziner:

  • 12% Bürokratieabbau
  • 15% besser Qualifikation
  • 17% Abbau der Ökonomisierung
  • 23% bessere finanzielle Ausstattung bzw. Neuregelung der Finanzen
  • 42% mehr Personal

Den Gesundheitsreport der MLP finden Sie hier.