Bedeutung der Psyche in der Berufsunfähigkeitsversicherung

Psychische Erkrankungen sind eine der häufigsten Ursachen für das vorzeitige Ausscheiden aus dem Berufsleben. Auch die Berufsunfähigkeitsversicherungen nehmen diese Entwicklung ernst und leisten unter bestimmten Voraussetzungen im Falle psychisch bedingter Berufsunfähigkeit.

Psychische Erkrankungen als Ursache für Berufsunfähigkeit

Stress, ständige Erreichbarkeit über Smartphone und E-Mail, Mobbing und Überstunden- der Arbeitsalltag vieler Deutscher macht krank. Berufsunfähigkeit wird vor allem von Depressionen verursacht, aber auch Angsterkrankungen und/oder das Erschöpfungssyndrom (Burn-out) tragen vermehrt dazu bei, dass Berufstätige ihrer Arbeit dauerhaft nicht mehr nachgehen können.So ist es nicht verwunderlich, dass psychische Erkrankungen mittlerweile einen Spitzenplatz auf der Ursachenliste der Versicherer für Berufsunfähigkeit einnehmen. Mittlerweile ist die kranke Psyche, noch vor Herz-Kreislauferkrankungen und Störungen des Bewegungsapparats, der häufigste Grund für Berufsunfähigkeit.

Diese Zahlen sind erschreckend: Die gesetzliche Rentenversicherung sieht „psychische Störungen“ mit 39,9 % als Hauptgrund für den Eintritt in den Ruhestand wegen verminderter Erwerbsfähigkeit.Unfälle sind mit 13 %, Krebs mit 13,3 % und Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit 10 % beteiligt.

Eine gute Absicherung ist angesichts dieser Zahlen sehr wichtig, zumal statistisch jeder 5. Bürger von der Berufsunfähigkeit betroffen ist. Seitdem 2001 die gesetzliche Berufsunfähigkeitsversicherung durch eine Erwerbsminderungsrente ersetzt wurde, ist das Risiko für einen sozialen Abstieg bedingt durch Berufsunfähigkeit umso größer. Da die private Berufsunfähigkeitsversicherung, im Gegensatz zu einer Unfallversicherung, auch bei chronischen Krankheiten und nicht nur bei Unfällen leistet, sichert sie auch psychische Erkrankungen ab.

Bevor ein Vertrag abgeschlossen werden kann, müssen sich die Antragsteller jedoch einer Gesundheitsprüfung unterziehen und Fragen zu Vorerkrankungen, Hobbys und Arbeitsplatz beantworten.

Wann zahlt die Berufsunfähigkeitsversicherung?

Die Anerkennung eines Leistungsfalls und damit der Eintritt in die Berufsunfähigkeit, ist bei psychischen Leiden ein schwieriges Unterfangen. Zunächst muss der Versicherer kontaktiert werden und einen kompetenten Gutachter bestellen. Die Feststellung einer Berufsunfähigkeit aufgrund von psychischen oder psychosomatischen Erkrankungen ist deshalb sehr aufwendig, weil nicht, wie bei körperlichen Erkrankungen, eindeutige Symptome identifiziert werden können.

Erst seit Kurzem liegt ein Diagnose- und Beurteilungsleitfaden vor, der verschiedene Kriterien zur Bewertung der Leistungsfähigkeit definiert und somit die Begutachtung auf eine solide Basis stellt.

Dem Leitfaden liegt ein diagnostisches Modell zur Begutachtung der beruflichen Leistungsfähigkeit zugrunde. Demzufolge ergibt sich die Leistungsfähigkeit einer Person mit einer psychischen oder psychosomatischen Erkrankung nicht allein aus der Symptomatik, sondern zusätzlich  aus der Folge der Wechselwirkung von individuellen Verarbeitungsprozessen und Umweltfaktoren. Die Leistungsfähigkeit wird über Variablen definiert, die laut Ärzteblatt wie folgt erläutert werden:

  1. Art und Ausmaß psychischer und psychosomatischer Funktionen und Funktionsstörungen: Hierzu zählen Funktionen, Beeinträchtigungen und Ressourcen auf psychophysiologischer, emotionaler, kognitiver, verhaltensbezogener und interaktioneller Ebene, die das klinische Erscheinungsbild aktuell und in der jüngsten Vergangenheit bestimmt haben.
  2. Krankheitsverarbeitung: dabei spielen Leidensdruck, Krankheitskonzept sowie Veränderungsmotivation und -ressourcen eine Rolle.
  3. Aktivitäten: Damit sind Aktivitäten und Fähigkeiten gemeint, die eine Person noch umsetzt oder prinzipiell noch umsetzen könnte (Partizipation). Zur Beurteilung sollten alle berufsrelevanten Aktivitäten und Funktionen herangezogen werden.

Danach ergibt sich die Bewertung der beruflichen Leistungsfähigkeit aus dem Abgleich der denkbaren Aktivitäten und Fähigkeiten mit dem beruflichen Anforderungsprofil. Entscheidend ist, dass in allen Bereichen sowohl Hemmnisse als auch Fähigkeiten, Fertigkeiten, Stärken und Motivationen erfasst werden, um festzustellen, wie vorhandene Einschränkungen gleich oder künftig möglicherweise kompensiert werden können.

In der Praxis gilt das Burn-Out-Syndrom als Vorstufe einer Depression, wobei nur bei letzterer Erkrankung ein Leistungsfall eintreten kann.

Die Berufsunfähigkeitsversicherung für Vorerkrankte

Leider werden Interessenten, die einmal psychische Probleme hatten, von den Versicherern nur in wenigen Fällen angenommen. Deshalb sollten Sie so früh wie möglich und bei guter Gesundheit eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Auch für Studierende oder Auszubildende gibt es entsprechende Verträge, die auf den späteren Beruf übertragen werden können.

Die Versicherungsunternehmen bieten jedoch den betroffenen Antragstellern als Ausweichmöglichkeit eine Unfallversicherung an, die psychische Leiden ausschließt. Laut Stiftung Warentest empfahlen einige Vermittler den vorerkrankten Antragstellern, in zwei Jahren wiederzukommen. Die Recherchen ergaben weiterhin, dass die Versicherer eine von den Rückversicherern erstellte Rote Liste nutzten. Danach müssten mindestens fünf Jahre vergangen sein, bis ein Vertragsabschluss zustande kommen könnte.

Es ist gemeinhin schwierig, verbindliche Aussagen über den Umgang mit Antragstellern und Kunden mit psychischen Problemen zu erhalten.

Berufsgruppen mit physischer Arbeit haben es generell schwer, eine bezahlbare Berufsunfähigkeitsversicherung zu bekommen. Bei akademischen Berufen, der Kernzielgruppe der Berufsunfähigkeitsversicherungen, sind psychische Probleme mittlerweile der häufigste Grund für den Erhalt einer Frührente. Deshalb wird erwartet, dass die Versicherer diesem Leistungsbereich in Zukunft noch mehr Beachtung schenken werden. Nachfragen über zurückliegende, psychotherapeutische Behandlungen wurden von einigen Versicherern bereits in die Antragsfragen integriert.

Obwohl die Aussichten trüb sind, sollten Sie trotzdem versuchen, einen Vertrag abzuschließen. Denn die Berufsunfähigkeitsversicherung gilt neben Kranken-, Haftpflicht- und Hausratversicherung als wichtigste private Absicherung. Unser Tipp: Reichen Sie viele Anträge bei verschiedenen Versicherungsunternehmen gleichzeitig ein, um Ihre Chancen auf den Abschluss eines Vertrags zu erhöhen.

Einen Vergleich der besten Burufsunfähigkeitsversicherungen finden Sie hier.